B / or / der st/ or / ies

Rautenstrauch-Joest-Museum
25.05.2023 bis 27.08.2023

Über das Projekt

Obwohl die Welt heute zunehmend vernetzt erscheint, werden Grenzen weltweit nach wie vor genutzt, um Bewegungsfreiheiten einzuschränken und soziale Ungleichheiten zu verfestigen. Wie das “or“ (engl. „oder“) im Titel Borderstories schon andeutet, setzt sich die Ausstellungsintervention mit der Frage nach dem „oder“ auseinander: denn Menschen sehr unterschiedlich von Grenzen betroffen. Das Projekt informiert über Grenzentwicklungen und rückt dabei Geschichten und Regionen in den Vordergrund, welche es selten in den Fokus westlicher Medien schaffen. In B/OR/DER ST/OR/IES werden Inhalte von zwei Doktorarbeiten über das kenianische Grenzregime sowie die spanisch-marokkanische Grenze gezeigt. Zudem werden allgemeine Diskurse der internationalen Grenzforschung aufbereitet.

B/OR/DER ST/OR/IES besteht aus Ausstellung und Homepage. Die Ausstellungsintervention findet vom 25.05. bis zum 25.08.2023 in der Dauerausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln statt. Fünf Stationen informieren über verschiedene Aspekte wie Kolonialismus, die Abschottung Europas, Diskriminierung – aber auch über Grenzkritik und widerständige Praxis. Die erläuternden Informationstexte dieser Homepage sind den Museumsbesucher*innen über QR-Codes zugänglich, könnten somit für einen längeren Zeitraum ein weiteres Publikum erreichen und die Grenzen des Museums überwinden. Parallel zur Ausstellung entsteht darüber hinaus ein erweiterter Instagramaccount @b_or_der_st_or_ies im Rahmen eines Seminars mit internationalen Studierenden an der Universität Köln.

Das Projekt wurde entwickelt von Doktorandinnen der Uni Köln in Kooperation mit dem Verein Pamoja Afrika e.V. Köln, Bündnis14 Afrika, und dem Rautenstrauch-Joest-Museum. Zudem waren die Studierenden Olivia Emefiele und Tamara Zgraggen der Köln International School of Design (KISD) an der Gestaltung beteiligt.

B/OR/DER ST/OR/IES wird gefördert vom Global South Studies Center und der Stadt Köln.

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UzK Logo blau
Pamoja Afrika e.V
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Positionierung der Kuratorinnen

Sofie Steinberger und Katrin Sowa sind Doktorandinnen der Universität zu Köln im Fach Geschichte und Ethnologie. Beide haben zwischen 2017 und 2019 zu Grenzentwicklungen zwischen Europa und Nordafrika sowie in Ostafrika geforscht. Dabei führten beide Interviews mit der lokalen Bevölkerung und staatlichen Behörden durch, nutzten Methoden der teilnehmenden Beobachtung und recherchierten in historischen Archiven. In B/OR/DER ST/OR/IES werden Inhalte der Doktorarbeiten gezeigt und allgemeine Diskurse der internationalen Grenzforschung aufbereitet.

Die Kuratorinnen positionieren sich als weiße cis-Frauen und besitzen mit dem deutschen Pass eines der privilegiertesten Reisedokumente der Welt. Diese Privilegien schienen für beide jedoch oftmals eine Voraussetzung zu sein, um in der heutigen Zeit überhaupt zu Grenzregimen Daten erheben zu können, Zugang zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu bekommen, und sich relativ frei und gefahrlos in Grenzgebieten bewegen zu können.

Dank gilt nicht allein Informant*Innen vor Ort, sondern auch lokalen Forscher*innen sowie zivilgesellschaftlich aktiven Gruppen im In- und Ausland, die bereits seit langer Zeit immer wieder auf Entwicklungen von Grenzregimen aufmerksam machen. Ihre Arbeiten haben erst die Grundlagen für dieses Projekt geschaffen.

Pamoja Afrika Köln

B/OR/DER ST/OR/IES wird von Pamoja Afrika e.V. Köln seit dem Entstehungsprozess diskriminierungssensibel begleitet und inhaltlich mitgestaltet. Pamoja Afrika e.V. Köln ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit widmet. Der Verein bietet eine Willkommenskultur der afrikanischen Community für Menschen, die neu in Deutschland ankommen, mit und ohne Fluchterfahrungen. Darüber hinaus bietet der Verein Awareness-Beratung an und hat zum Ziel, die privilegierte Mehrheitsgesellschaft über Rassismus und Diskriminierung aufzuklären, die jeweils eigene Position und Handlungen zu reflektieren, Prävention einzusetzen und Empowerment für rassismuserfahrene Personen zu fördern.

Disclaimer

Achtung! B/OR/DER ST/OR/IES beinhaltet Themen wie (neo-)koloniale Gewalt, Flucht und Rassismus. Wir möchten darüber aufklären. Dennoch können Inhalte beunruhigend, verstörend und retraumatisierend wirken.

Die 5 Stationen von
B/OR/ DER ST /OR/ IES

Borderstories Ausstellung Grenze

B / Die Geschichte einer Trennung

Die Geschichte der spanischen Stadt Melilla und der marokkanischen Stadt Nador zeigt die historische Verflechtung des afrikanischen und europäischen Kontinents.

OR / Kolonialismus und Grenzen

Um die afrikanische Bevölkerung zu kontrollieren, nutzten europäische Kolonialmächte Grenzen als Machtinstrumente. Transnationale und mobile Wirklichkeiten im kenianischen Grenzland stehen jedoch im Widerspruch zur eindeutigen Trennung von eng verbundenen lokalen Gesellschaften.

Borderstories Kolonialismus Grenzen
Überbleibsel des Grenzhandels nach Europa am Grenzübergang Melilla

DER ST -/ il/legaler Grenzhandel

Viele Grenzökonomien werden weltweit als sogenannter „Schmuggel“ illegalisiert. Die Geschichten der Porteadoras von Melilla und des Magendo in Uganda zeigen beispielhaft, dass wirtschaftliche Aktivitäten kontextualisiert werden müssen um sie wirklich verstehen zu können.

OR / Ausgrenzung

Grenzen bedeuten für viele Menschen Exklusion – nicht nur beim Überqueren von politischen Grenzen, sondern auch im Alltag. Der wachsende Grenzzaun von Melilla beschreibt die zunehmende Abschottung Europas gegenüber afrikanischer Migration, und zeigt die verheerenden Folgen. Daneben werden Einblicke in Fluchtrealitäten im Globalen Süden sowie in das Fortwirken von Grenzen in Deutschland gegeben.

Borderstorie Station 4 Ausgrenzung
BorderWachturm des One Stop Border Post Namangastories Grenze der Zukunft

IES / Grenze der Zukunft

Neue Grenzinfrastrukturen in Afrika werden als zukunftsweisend gesehen. Doch neben vielen wirtschaftlichen und politischen Vorteilen für afrikanische Staaten verstecken sich neokoloniale Interessen, und es hagelt Kritik aus der Lokalbevölkerung.