Kipande: Ein koloniales Machtinstrument
Im kolonialen Kenia wurde es in den 1920er Jahren für alle erwachsenen Männer zur Pflicht, ein Identifikationsdokument in einem Metall-Etui um den Hals zu tragen. Dies sollte die Bewegungsfreiheit der afrikanischen Bevölkerung einschränken und es der kolonialen Regierung erleichtern, Steuern einzutreiben. Frauen waren von dieser Pflicht ausgeschlossen, was weitreichende Folgen für die lokalen Geschlechterverhältnisse hatte, beispielsweise innerhalb der Gruppe der Maasai. Wirtschaftliche Erträge von Frauen wurden im kolonialen Steuersystem als nicht relevant erachtet. Somit konzentrierte sich der kommerzielle Viehhandel der Maasai Community immer mehr auf die männlichen Mitglieder der Gemeinschaft, und bis heute sind Frauen weitgehend von dieser Einkommensquelle ausgeschlossen.
Die „Kipande“ zeigt beispielhaft, dass der europäische Kolonialismus auf gewaltvolle Herrschaft und auf Ausbeutung abzielte. Ihre Einführung war begleitet von starken Protesten im Land, angeführt von Harry Thuku und der East African Association.