Hinter verschlossenen Türen: Grenzen in Afrika als koloniale Hinterlassenschaften
Der Großteil der heutigen Grenzen zwischen afrikanischen Ländern wurde zur Kolonialzeit festgelegt. Als Schlüsselereignis gilt dabei die “Kongokonferenz“, welche 1885 in Berlin – quasi hinter verschlossenen Türen und ohne afrikanische Interessensvertretungen – stattfand. Im Laufe der Zeit teilten die Kolonialmächte den Kontinent untereinander auf. Eigene strategische und wirtschaftliche Interessen standen dabei im Vordergrund.
Eine Erzählung unterstreicht besonders die Willkür der Grenzentstehungen: die britische Königin Victoria soll den Kilimandscharo ihrem Cousin dem deutschen Kaiser zum Geburtstag geschenkt haben, weshalb der höchste Berg Afrikas heute nicht im damals britisch besetzten Kenia liegt, sondern auf der anderen Seite der Grenze in Tansania (in der früheren deutschen Kolonie Tanganjika).
Europa besaß zum Zeitpunkt der Grenzziehung noch sehr geringes Wissen über die lokalen Gegebenheiten des Kontinents, und so wurden bei der Grenzziehung bestehende politische und sprachlich-kulturelle Grenzen des vorkolonialen Afrikas oft völlig außer Acht gelassen. Europäische Grenzmarkierungstrupps wurden in Grenzregionen geschickt, wo sie trotz vieler lokaler Proteste Grenzpunkte durch geografische Messungsverfahren festlegten. Noch heute erinnern die alten Grenzsteine daran, dass Grenzen ein fundamentales Werkzeug zur kolonialen Machtausübung darstellten.