Anwerbestopp und Abschottung Europas

Bereits Anfang der 1970er Jahre, verstärkt durch die Öl-Krise 1973, kam es zum Anwerbestopp marokkanischer Arbeitnehmer in den europäischen Ländern. Dies markiert den Beginn einer generell zunehmenden Einschränkung der Reisefreiheit für Menschen aus der Region. Zuvor relativ freie Migrationsbewegungen wurden damit illegalisiert. Menschen, die die Einschränkungen missachteten, wurden kriminalisiert.

Parallel dazu wurden die Handelsbeziehungen und der Warenverkehr aus Europa in afrikanische Länder intensiviert. Die wirtschaftliche Vernetzung zwischen Afrika und Europa ist heute so eng wie nie zuvor.

Im Rahmen der EU-Grenzpolitik wurden zunehmend Maßnahmen ergriffen, um Migration nach Europa stärker zu kontrollieren und zu verhindern. Dazu zählt auch der Bau des Grenzzauns zwischen Melilla und Nador 1998. Damit kam es nicht nur zur Trennung einer im Laufe der Geschichte eng zusammengewachsenen Grenzregion, sondern auch einer immer stärkeren Trennung von Europa und Afrika in der Wahrnehmung der Menschen.

„Wir haben viel Familie in Melilla. Aber jetzt kannst du nicht mehr einreisen wie früher. Neulich ist ein Cousin gestorben und wir wollten nach Melilla gehen, aber ohne Visum ließen sie uns nicht einreisen. Jetzt ist die Familie in zwei Teile geteilt. Sie haben sich dort ein Leben aufgebaut und wir hier. Es ist sehr schwierig, die Grenze zu überqueren. Und die Regeln ändern sich immer je nach dem Grenzbeamten.“
Amina R.
Hausfrau aus Nador, 2019